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Wae Rebo ist etwas Besonderes, in jeder Hinsicht. Nicht jeder kennt das kleine Dörfchen im bergigen Hinterland der indonesischen Insel Flores. Indonesische Reise-Influencer und Instagrammer sorgen aber dafür, dass sich das rasant ändert. Wo es bei ausländischen Touristen noch eher als kleiner Geheimtipp gilt, ist Wae Rebo schon jetzt das Sehnsuchtsziel vieler abenteuerlustiger Indonesierinnen und Indonesier.
Wae Rebo Erfahrungsbericht – lohnt es sich?
Zunächst ein paar Fakten, so dass du dir vorstellen kannst, wo dieses sagenumwobene Örtchen überhaupt liegt:
- Wae Rebo liegt auf der indonesischen Insel Flores, die du mit einem kurzen Flug von Bali oder mit einem längeren von Jakarta aus erreichen kannst.
- von Labuan Bajo aus, der größten “Stadt” in Flores, sind es eigentlich nur 70 km bis zum Fuße des Berges, auf dem Wae Rebo liegt.
- Wae Rebo an sich kannst du nur zu Fuß, via einer 2- oder 3-stündigen Wanderung steil den Berg hinauf (je nach Fitnesslevel) erreichen.
- Das Dorf selbst liegt auf einem Plateau, das von atemberaubenden dschungelbedeckten Bergen umgeben ist.
Unsere Geschichte mit Wae Rebo begann mit einem kurzen Trip nach Flores im November 2018 – wir flogen nach Labuan Bajo, um im angrenzenden Nationalpark Komodo-Warane, Mantarochen und andere Meeresbewohner zu beobachten. Bei Bier und gebratenem Fisch auf dem Nachtmarkt kamen wir anschließend mit indonesischen Travellern ins Gespräch, die uns von dem mystischen Wae Rebo erzählten. Ein Dorf, das man nur zu Fuß erreichen kann? Eine wilde Fahrt ins Hinterland von Flores? Ein indigenes Volk, das ungestört dort lebt? Wir waren angefixt.
Anreise nach Wae Rebo
Ein paar Monate später war es dann soweit: von Bali flogen wir nach Flores, mieteten uns nach einem stärkenden Frühstück in der Bajo Bakery (dort gibt es Schweizer Käse und fantastischen Flores-Kaffee) ein Moped in einem der vielen Shops, die die Straße säumen, und fuhren los.
Eines noch vorneweg: Wenn du dich entscheidest, dieses Abenteuer erleben zu wollen, musst du sehr gut Roller fahren können. Manche “Straßen” sind oft keine, sehr steil, komplett aus riesigen Steinen mit großen Lücken dazwischen oder führen durch Flüsse. Schätze vorher deine Fahrkünste realistisch ein und fahre nicht alleine. Auf weiten Strecken triffst du keine Menschenseele – das heißt, wenn du kein Benzin mehr hast, einen platten Reifen oder was auch immer, es ist sehr viel besser, zu zweit zu fahren. Und bestehe auf einem Helm – viele Vermieter geben dir automatisch keinen, da Polizeikontrollen in Flores eher selten sind. Da aber die Straßen so schlecht sind, ist das Tragen eines Helms trotzdem eine echte Lebensversicherung.
Die ersten 20 oder 30 km sind die Straßen asphaltiert – sehr kurvig und eng, jedoch asphaltiert. Als wir im April unterwegs waren, gab es mehrere Erdrutsche – d.h. die Straßen waren kaum passierbar. Glücklicherweise war es trocken. Wenn es geregnet hätte, wäre es sehr gefährlich gewesen. Daher empfehle ich dir einen Trip in der Trockenzeit (März bis September).
Auf den Bergen über Labuan Bajo befinden sich ein paar nette Aussichtspunkte, wovon du Teile des Komodo-Nationalparks überblicken kannst. Das wäre vielleicht ein erster Fotostopp, um sich die Beine etwas zu vertreten, denn der Weg ist lang.
Im Hinterland von Flores
Nachdem wir die Berge passiert hatten, kamen wir im flachen Hinterland von Flores an, das aussieht, wie aus der Zeit gefallen. Je weiter wir uns von Labuan Bajo entfernten, desto weniger Autos gab es. Ab einem bestimmten Punkt gibt es keine Tankstellen, keine Supermärkte, keine Warungs mehr. Nur noch Reisfelder, Bauernhäuser, Kühe und ein paar Mopeds. Die Ruhe ist ohrenbetäubend. Wir kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Wie konnten nur ein paar Kilometer so einen Unterschied machen?
Unsere Reise führte uns über behelfsmäßige Brücken, wackelige Holzstege, durch Flüsse, Ausläufer des Meeres (manchmal braucht es eine gehörige Portion Kraft, da du den Roller irgendwo hoch bzw. herunter schieben musst, da manche Ecken nicht “befahrbar” sind).
Um mit dem Moped nach Wae Rebo zu kommen, gibt es mehrere Routen – am besten lädst du dir eine Offline Map herunter, da es ab einem bestimmten Punkt auch keinen Empfang mehr gibt und Straßenschilder sowieso nicht. Ich empfehle dir, bei Google Maps “Dintor” oder “SDK Denge” einzugeben. Autos nehmen meist die Straße nach Ruteng, was noch etwas weiter ist. Wir wählten die Route nach Dintor, die am Meer entlang führte. Lange, lange Strecken, ohne jemandem (außer ein paar Ziegen) zu begegnen – der salzige Wind auf der Haut – es war ein Traum!
Obwohl es nur ca. 70 km (je nach Route) sind, dauerte unsere Rollertour wegen der Straßen mehr als 5 Stunden. Unterschätze das nicht und fahre auf jeden Fall vor 12 Uhr Mittags in Labuan Bajo los. In der Dunkelheit ist es unmöglich, die Straßen zu befahren bzw. sich zu orientieren.
Wae Rebo Lodge
Wir kamen an der Wae Rebo Lodge an – einer der zwei Unterkünfte in dem Dorf Dintor, wo du vor deiner Wanderung am nächsten Morgen übernachten kannst. Die Wae Rebo Lodge liegt zauberhaft in die allgegenwärtigen Reisfelder eingebettet, hat nur ein paar Stunden Strom am Tag (bedenke das, wenn du dein Telefon aufladen willst) und serviert dir (im Preis von ca. 25 EUR inbegriffen) 3 Mahlzeiten: Am Abend, wenn du ankommst, am Morgen, bevor du losgehst, und nach der Wanderung wenn du wieder zurückkommst, um dein Moped/Gepäck abzuholen. Das Essen ist immer das gleiche gewesen: Reis mit Gemüse/Fisch/Fleisch.
Da es in der Lodge nicht viel zu tun gab, gingen wir früh zu Bett (nicht ohne noch einen Blick auf den funkelnden Sternenhimmel geworfen zu haben, natürlich). Um 5 Uhr standen wir auf, nahmen unser Reisfrühstück zu uns und fuhren die letzten paar Kilometer zu einer Art Parkplatz, von dem alle Wanderungen starteten.
Wir überlegten vorher lange, ob wir einen Guide anheuern sollten, entschieden uns aber dagegen. Wie sich herausstellte, war das auch gar nicht nötig. Es gibt nur einen Pfad und der führt steil nach oben durch dichten Dschungel mit Orchideen, allen möglichen Pflanzen und Tieren.
Je nach Feuchtigkeitslevel gibt es auch den einen oder anderen Blutegel, von dem mein Reisepartner gebissen wurde – damit musst du rechnen. Auch die (kleine) Schlange, die unseren Pfad kreuzte, gehört zur Dschungelerfahrung. Du brauchst nicht unbedingt Wanderschuhe, ein paar gute Sneakers reichen auch. Ich empfehle dir aber eine lange (Leinen-)hose zu tragen, da es oben (im Dorf) auch eher etwas kühl ist. Nach 2 Stunden Klettern und Kraxeln kamen wir dann zu einer ersten Biegung mit Blick auf das Bergtal, wo bereits die Dächer von Wae Rebo hervorspitzten. Ein sehr erhabener Moment und nach all dem Schwitzen und frühen Aufstehen hatten wir zunächst auch das Gefühl, dass es sich gelohnt hat. Dieses Gefühl muss aber nicht so bleiben…
Endlich: Ankunft im Dorf von Wae Rebo
Vor dem Dorf an sich befindet sich eine Tafel mit Regeln, die Orientierung geben sollen: z.B. kein Austausch von Zärtlichkeiten, kein Hinterlassen von Müll etc. Nach dieser Tafel läufst du durch ein recht solide gebautes Dorf, bis du die berühmten Hütten von Wae Rebo siehst.
Uns wurde erzählt, dass wir am Eingang warten sollten, bis jemand vom Dorf uns abholt. Da jedoch niemand kam, machten wir uns direkt auf in die größte Hütte, um uns dem Dorfältesten zu präsentieren.
Wichtiger Hinweis: du darfst keine Fotos machen, bevor du nicht vom Dorfältesten begrüßt wurdest. Dieser nahm dann unsere obligatorische “Spende” von 50.000 IDR pro Person (etwa 3.50 EUR) entgegen und hieß uns in Wae Rebo willkommen. Die Höhe der Spende ist den Touristen überlassen.
Ein junger Mann führte uns in eine andere Hütte – dort zeigte er uns unsere Schlafplätze (350.000 IDR pro Person, etwa 22 EUR) im Gemeinschaftsraum. Wir waren über den Preis etwas verwundert – noch mehr, als wir erfuhren, dass die Hütten gar nicht “authentisch” alt waren, sondern kürzlich von einem Architektenteam aus Jakarta nach alten Vorbildern wieder aufgebaut wurden.
Die Dorfbewohner schienen ebenfalls auch gar nicht in den Hütten zu wohnen, sondern in den aus Stein gebauten, normalen Häusern etwas weiter oben. Eine Interaktion der Dorfbewohner mit den Touristen fand eigentlich nicht statt – die Kinder rissen uns allerdings die eigens für sie mitgebrachten Holzbuntstifte aus der Hand und rannten davon. In der Hütte für die Touristen befand sich auch ein Souvenir-Shop, wo du Schals, Kaffee und Honig hättest kaufen können.
Wir waren von den Preisen für die Übernachtung, der gefühlten Kälte der Dorfbewohner und der allgemein eher unguten Stimmung in dem Dorf so überrascht, dass wir auf dem Absatz kehrt machten und den Weg nach unten antraten, mit der Hoffnung, noch im Tageslicht wieder in Labuan Bajo anzukommen (Spoiler Alert: wir haben es nicht ganz geschafft und mussten durch die stockdunklen Bergstraßen fahren. Nicht zu empfehlen!).
Fazit
Es ist ein sensibles Thema und natürlich Geschmacksache, was du unter authentisch verstehst bzw. was du erwarten darfst, wenn du so einen Ort besuchst. Mir persönlich war es im Dorf von Wae Rebo etwas zu sehr auf Tourismus ausgerichtet. Die Stimmung war seltsam und ich hatte den Eindruck, ein Theaterstück vorgeführt zu bekommen. Andere Freunde, die den Ort besucht hatten, fanden ihn magisch, die Leute super freundlich und die Preise absolut angemessen. Es kommt also wirklich darauf an, was du erwartest. Für mich war in diesem Fall der Weg das Ziel.
Über die Autorin
Wenn sie nicht gerade beim Yoga ist oder mit der Moped kreuz und quer durch Indonesien fährt, findest du Lisa gerne am Meer – vorzugsweise mit einem Glas Rotwein in der Hand und Sand zwischen den Zehen. Seit sie 2009 das erste Mal nach Asien flog, verlor sie ihr Herz an die Region – mit einem einzigen Wermutstropfen: wenn es doch mehr gute Pizza hier gäbe! Folge ihren Reisen und ihrer Jagd auf Pizza bei Instagram: @lisa_asia
Warst du auch schon in Wae Rebo? Wie war deine Erfahrung? Hat es dir im Dorf gefallen? Lass es uns in den Kommentaren wissen!
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