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Du hast genug vom Gedränge der Touristenmassen an Vietnams beliebten Destinationen wie Hoi An oder Sapa? Du brauchst eine Pause vom ununterbrochenen Hupkonzert in den lebendigen Metropolen wie Ho Chi Minh City oder Hanoi? Dann wird es Zeit für einen Tapetenwechsel – fernab der bekannten Pfade, mitten in der unberührten Natur des nördlichen Berglands.

Wenn du dich nach echter Ursprünglichkeit, unberührten Landschaften und Begegnungen ohne touristische Inszenierung und Kommerzialisierung sehnst, dann ist eine Reise ins kleine Dorf Na Rang genau das Richtige für dich. Hier erwarten dich sanfte Hügel, grüne Reisfelder, traditionelle Stelzenhäuser und eine warme, gastfreundliche Gemeinschaft, die ihr alltägliches Leben noch fernab des Massentourismus führt. Statt Souvenirständen und überlaufenen Sehenswürdigkeiten kannst du durch ruhige Dorfstraßen schlendern, den Einheimischen bei der Feldarbeit zuschauen oder einfach die Stille der Natur genießen.

Na Rang ist der perfekte Ort, um das authentische Vietnam kennenzulernen – ohne Hektik, ohne Lärm, aber mit jeder Menge unvergesslicher Eindrücke und echter Begegnungen. Ein Ort, an dem du das Gefühl bekommst, nicht nur Gast, sondern ein Teil der Gemeinschaft zu sein, wenn du es möchtest.

Vietnam abseits von ausgetretenen Pfaden

Grüne Reisterrassen und Berglandschaften in Na Rang, Vietnam

Die meisten Reisenden im Norden haben eher bekanntere Ziele wie Sapa oder Ha Giang auf dem Radar. Aber auch der kleine Bezirk Xin Man zwischen diesen beiden Orten hat einiges zu bieten. Hier liegt unter anderem Na Rang, ein 300-Seelen-Dorf der Tay. Diese ethnische Minderheit macht 2% der vietnamesischen Bevölkerung aus, überwiegend verteilt auf kleine Dörfer im nördlichen Bergland. Die Tay leben vor allem vom Reisanbau sowie der Fisch- und Viehzucht. Sie haben eine eigene Sprache und Kultur.

Das Wort „authentisch“ wird oft überstrapaziert, auf einen Besuch in Na Rang trifft es aber wirklich zu. Für manche ähnelt die Atmosphäre hier der des Sapa vor dem Touristenansturm.


Abenteuer Anreise

Schon die Anreise nach Na Rang ist ein Erlebnis. Wenn du mit dem eigenen Motorrad anreist, darfst du dich auf atemberaubende Aussichten über majestätische Bergketten und endlos grüne Täler hinter jeder Ecke freuen. Und auch auf so manches Schlagloch und Schlamm auf der Straße, also wie überall im Norden besser etwas mehr Zeit einplanen als Maps vorschlägt.

Wenn du ohne Motorrad unterwegs bist, bleibt für dich die Anreise mit dem lokalen Bus. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten:

1. Wenn du aus Hanoi kommst, nimmst du ab der Busstation My Dinh einen Sleeper-Bus in Richtung Ha Giang (190.000 VND). In der kleinen Stadt Viet Quang steigst du dann in den lokalen Bus ein, der dich für weitere 50.000 VND nach Na Rang bringt. Die Reise dauert im ganzen ca. neun Stunden.

2. Wenn du davor in der Gegend um Ha Giang unterwegs bist, kannst du direkt dort in den lokalen Bus einsteigen. Dieser fährt täglich um 12 Uhr mittags, braucht fünf Stunden und kostet 60.000 VND.

Der lokale Bus hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel, ist relativ klein und fasst doch mehr Menschen, als du auf den ersten Blick vermuten würdest. Außerdem jede Menge Pakete, denn er fungiert gleichzeitig als Postauto zwischen den Dörfern auf der Strecke. Längere Zwischenstopps unterwegs zum Teetrinken oder Gemüseeinkauf sind keine Seltenheit. Mit großer Wahrscheinlichkeit bist du der oder die einzige Nicht-Einheimische im Bus und daher eine kleine Sensation. Mit etwas Glück finden sich Mitreisende, die ein paar Brocken Englisch sprechen und dich vermutlich direkt zu sich nach Hause einladen.

Bergpanorama in Na Rang im Norden Vietnams

Leben wie die Einheimischen

Die beste Möglichkeit in Na Rang unterzukommen ist unserer Meinung nach der Tho Homestay, ca. 800 Meter von der Hauptstraße des Dorfs entfernt und somit fast mitten im Zentrum. Wenn es überhaupt ein Zentrum gibt. Hier wohnt die Familie Hoang Duc, bestehend aus den Großeltern Cong und Tho, sowie ihrem Enkel Trung, der den Homestay vor kurzem gegründet hat. Auf der Farm leben außerdem einige Tiere wie Fische, Stachelschweine, Wasserbüffel, Schweine und Hühner.

Tho Homestay in Na Rang, Vietnam
Aussicht vom Zimmer: Tho Homestay in Na Rang, Vietnam

Im Homestay wohnst du mit bis zu sechs anderen Gästen in einem traditionellen Holzhaus auf Stelzen und nimmst unmittelbar am Alltag der Familie teil. Das Frühstück – kleine, süße Pfannkuchen – ist im Preis von 4 Euro pro Nacht inbegriffen, Mittag- und Abendessen können für knapp 2 Euro pro Mahlzeit dazugebucht werden.

Zubereitet wird das Essen aus frischen Zutaten von der eigenen Farm oder aus dem Dorf. Wenn du dich für Ecofarming oder die traditionellen Rezepte interessierst, bist du in Garten und der Küche jederzeit willkommen. Du kannst auch mehr über den Anbau des Grüntees hinter dem Haus erfahren oder dich von der Großmutter in die Kunst der Bambusweberei einweisen lassen. Großvater Tho bietet außerdem geführte Touren zu Fuß oder mit dem Motorrad in die Umgebung an. Auf diese Weise kannst du die Gegend mit jemandem kennenlernen, der schon sein ganzes Leben vor Ort verbracht hat.

Leckeres vietnamesisches Essen in Na Rang

Bedrohte Traditionen

Der 21-jährige Trung hat seinen Homestay mit der konkreten Vision gegründet, etwas zum Erhalt der Kultur seiner Minderheit beizutragen. Denn auch wenn das Leben hier teilweise noch wie eine Zeitreise in die Vergangenheit anmutet und nahezu unberührt vom Rest der Welt scheint, findet doch gleichzeitig ein spürbarer Wandel statt.

Nicht nur die flächendeckende Stromversorgung, die es seit 6 Monaten gibt oder der Zugriff auf schnelles Internet verändern den Alltag der Tay. Vor allem die junge Generation zieht es in die Städte, auf der Suche nach mehr Möglichkeiten und einer besseren Zukunft als in der Heimat. Die wirtschaftliche Lage in den Bergregionen ist schlechter als im restlichen Land, die Minderheiten immer noch oft sich selbst überlassen. Von der Landwirtschaft, die hier Lebensgrundlage für die meisten darstellt, lässt es sich nicht immer gut (genug) leben.

Eine Einheimische im Reisfeld von Na Rang
Zwei Büffel in Na Rang im Norden Vietnams

Diese Entwicklung stellt eine große Bedrohung für die Kultur der Tay (und anderer Minderheiten) dar. Wenn die Menschen gehen, verschwinden die Traditionen mit ihnen. Trung hofft, mit seinem Homestay alternative Perspektiven zu schaffen. Mit mehr Reisenden könnte ein kleiner Aufschwung ins Dorf kommen. Das Ziel ist es keinesfalls, die Landwirtschaft durch den Tourismus zu verdrängen. Trung hofft eher, dass ein Austausch mit Reisenden den Dorfbewohnern einen neuen Blick auf ihre Traditionen ermöglicht, so dass mehr junge Tay den Mut finden, zu bleiben. Und auch die Reisenden können von diesem Austausch jede Menge lernen.

Märchenhafte Umgebung

Mit am beeindruckendsten bei einem Besuch in Na Rang ist sicherlich die atemberaubende Natur der Umgebung. Die sattgrünen Reisterrassen leuchten in der sommerlichen Nachmittagssonne besonders schön, in den verschlungenen Tälern zwischen den imposanten Bergketten findest du glasklare Flüsse und an den Hängen versteckte Wasserfälle.

Lohnenswert ist ein Ausflug zu den Thac Tien Wasserfällen in ca. 30 km Entfernung, auch „Fairy Falls“ genannt. Besonders an Tagen, wenn sich der Nebel sanft in die Täler bettet und die Berghänge unterwegs verschleiert, könnte sich so mancher gut vorstellen, dass hier Fabelwesen wohnen.

Wasserfall in Na Rang in Nordvietnam

Näher gelegen ist der Thac Chan Wasserfall, den du auch zu Fuß nach einer einstündigen Wanderung erreichen kannst. Lässt du dich auf eine kurze, anstrengende Kletterpartie ein, wirst du mit einem kristallklaren Wasserbecken in der Mitte des Wasserfalls belohnt, wo es sich traumhaft schwimmen lässt. Das beste daran: hier triffst du meistens keine Menschenseele.

Wasserfall in Na Rang in Nordvietnam

Begegnungen mit der lokalen Kultur

Ein Spaziergang durch die Straßen von Na Rang ist eine wunderbare Gelegenheit, die authentische Lebensweise der Einheimischen kennenzulernen. Schon nach wenigen Schritten wirst du mit freundlichen Blicken, herzlichen Lächeln und neugierigen Begrüßungen empfangen. Oftmals versuchen die Dorfbewohner, trotz möglicher Sprachbarrieren, mit Gesten oder ein paar einfachen Worten auf Englisch ins Gespräch zu kommen. Besonders Kinder sind oft begeistert von Besuchern und laden dich vielleicht zu einer Runde Ballspielen oder anderen kleinen Spielen ein.

Mit etwas Glück wirst du sogar in ein Haus der Tay oder Nung eingeladen, wo du einen Einblick in ihre Lebensweise bekommst. Vielleicht wirst du auf ein Glas hausgemachten Reiswein eingeladen – ein Zeichen der Gastfreundschaft, das in Vietnam tief verwurzelt ist. Während des Beisammenseins erfährst du mehr über die Traditionen und Bräuche der lokalen Gemeinschaft und kannst die typisch vietnamesische Herzlichkeit erleben.

Ein weiteres Highlight ist der Bauernmarkt im nahegelegenen Na Chi, der einen spannenden Einblick in das ländliche Marktleben bietet. Hier gibt es alles, was dort für den Alltag gebraucht wird – von frischen Lebensmitteln und Gewürzen bis hin zu Haushaltswaren und Kleidung. Auch weniger alltägliche Produkte wie Hundefleisch, das in einigen Teilen Vietnams noch konsumiert wird, sowie moderne Technik wie Smartphones gehören zum vielfältigen Angebot. Der Markt ist nicht nur ein Ort des Handels, sondern auch ein sozialer Treffpunkt, an dem sich Einheimische austauschen und Neuigkeiten verbreiten.

Falls deine Reise mit einem traditionellen Feiertag zusammenfällt, kannst du ein besonders faszinierendes kulturelles Erlebnis genießen. Die Tay und Nung feiern ihre Feste mit bunten Festkleidern, traditionellen Gesängen, feierlichen Zeremonien und großen Festmahlzeiten, bei denen du vielleicht sogar als Gast willkommen geheißen wirst. Solche Gelegenheiten ermöglichen es dir, die tief verwurzelten Bräuche dieser ethnischen Minderheiten hautnah zu erleben und ein Stück vietnamesischer Kultur auf eine unverfälschte Weise kennenzulernen.

Hast du schon mal von Na Rang in Nordvietnam gehört? Oder bist du vielleicht auch schon selbst mal dort gewesen? Schreibe es uns in die Kommentare!

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Tobi

Hi, ich bin Tobi, Autor, leidenschaftlicher Reiseblogger und Gründer dieses Blogs. Seit 2013 bin ich viel in der Welt unterwegs, meist in Südostasien, aber teilweise auch in Europa. Die thailändische Insel Koh Phangan hat sich dabei zu meiner Homebase entwickelt, wenn ich nicht gerade auf Reisen bin. Erfahre mehr auf unserer Über uns Seite.