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Wenn du von den Partys und Hippies in Goa genug hast, kannst du ein paar hundert Kilometer weiter südlich in Kerala Entspannung finden. Besonders beliebt ist hier das Fahren mit einem Hausboot in Kerala durch die Kanäle.
Kerala – grün und entspannt
Der kommunistisch regierte Bundesstaat in Südindien besticht mit grünen Reisfeldern, menschenleeren (naja, nicht ganz…) Stränden und einer schier unendlichen Auswahl von Ayurveda-Institutionen. Wenn du dich noch nicht ganz traust, dich einer 21-tägigen Panchakarma-Kur hinzugeben, sei dir hier eine sehr schöne Hausboot-Tour ans Herz gelegt, bei der du die entspannte Stimmung Keralas wunderbar in dich aufnehmen kannst.
Anreise nach Alleppey in Kerala
Die meisten Hausboot-Touren starten in Alleppey (Alappuzha), einem kleinen Ort, der etwa 3 Stunden von dem nächstgelegenen Flughafen, Kochi, entfernt ist. Ich empfehle dir, am Vorabend nach Kochi anzureisen, dort eine Nacht zu verbringen und dann am nächsten morgen ganz entspannt mit dem Taxi (andere Transportmöglichkeiten habe ich nicht finden können), nach Alleppey zu fahren. Die meisten Touren starten sowieso gegen 11.00 Uhr am Vormittag, so dass sich eine frühere Anreise nicht wirklich lohnt. Alle Boote legen vom gleichen Pier ab.
Such dir ein schönes Boot aus
Die Hausboot-Tour ist leider kein Geheimnis mehr und die meisten Pauschalreisen haben eine entsprechende Rundfahrt im Programm. Selbst organisiert sind sie aber in der Regel günstiger und du kannst dir selbst das Boot aussuchen, was ein großer Vorteil ist.
Die Qualität schwankt stark. Für den gleichen Preis werden die unterschiedlichsten Kerala Hausboote angeboten – ein Blick hinein lohnt sich. Die meisten haben eine Klimaanlage, zwei bis drei Schlafzimmer und eine Aussichtsplattform mit irgendeiner Form von Bestuhlung (wenn du Glück hast, gibt es sogar Liegen).
Manche Boote sind zweistöckig mit einem gemütlichen Aufenthaltsbereich auf dem Oberdeck, was ich dir sehr empfehlen kann. Wir hatten (wegen der Hochsaison) im Vorhinein gebucht und uns das “Angel Queen”-Boot ausgesucht, was auch sehr schön war, aber sicher nicht die günstigste Option.
Außerhalb der Hauptsaison im Dezember lassen sich sicher günstigere Preise aushandeln, aber mit 90 € für ein kleines Boot pro Tag solltest du rechnen.
Die Logistik deines Kerala-Hausboot-Trips
Dein Boot besteht je nach Größe aus mehreren Schlafzimmern (es gibt natürlich auch Boote mit nur einem Schlafzimmer), einer Art Wohnzimmer/Aussichtsplattform/Dining Room und einer Küche. Das Bad ist meistens „en suite“, d.h. an das Schlafzimmer angeschlossen – bei mehreren Schlafzimmern hat dann jedes Zimmer sein eigenes Bad (kommt natürlich noch mal auf das Boot an, aber das ist die Regel).
Die Bootstrips haben immer Frühstück, Mittag- und Abendessen sowie Wasser und Tee inklusive. Alle, die gerne ein kaltes Bier oder einen guten Wein genießen, sollten vorsorgen – oft haben die Boote keinen Alkohol an Bord. Das heißt: entweder selbst mitbringen oder der Besatzung Bescheid sagen, dass sie für euch einkaufen sollen. Letzteres ist dann meistens mit einem kleinen oder auch größeren Aufschlag verbunden.
Das Personal des Kerala Hausbootes besteht natürlich aus dem Kapitän, einem Koch und einem zusätzlichen Mitarbeiter, der putzt, serviert und alle möglichen anderen Aufgaben erledigt. Je nach Größe des Bootes können auch noch weitere Mitarbeiter mit an Bord sein.
Ich empfehle dir, eine „3D2N-Tour“ zu buchen. Das heißt zwei Nächte und drei Tage. Länger lohnt sich wahrscheinlich nicht, da die Landschaft sich nicht großartig verändert und ich das Gefühl hatte, nach 3 Tagen auf dem Boot auch genug gesehen zu haben. Kürzer und länger sind aber natürlich immer möglich.
Der Kapitän erklärt am Anfang die Route, was aber uns persönlich wenig gebracht hat, da die Kanäle sehr ähnlich aussehen – und es deswegen auch sehr einfach ist, die Orientierung zu verlieren! Das macht aber nichts, denn du musst dich ja um nichts kümmern.
Kulinarische Highlights
Alle Mahlzeiten werden für dich täglich frisch in der Kombüse zubereitet. Für uns waren alle Mahlzeiten ein Fest! Die südindische Küche besticht mit Leichtigkeit, ausbalancierten Aromen und einem ganz eigenen, köstlichen Geschmack.
Zum Frühstück gab es z.B. Dosas, indische Pfannkuchen, die du mit frischen Früchten belegen oder mit allerlei scharfen Chutneys aufpeppen kannst. Zum Mittag- und Abendessen wurde groß aufgetischt – auf Bananenblättern serviert: Chutneys, Relishes, Curries, Fisch, Garnelen, Huhn, Tofu, Brot, Reis. Kein Wunsch blieb offen und es war jedes einzige Mal ein Vergnügen, dieses frisch gekochte Essen probieren zu dürfen. Es war immer genug für alle plus Nachschlag vorhanden.
Als Nachspeise durften wir Früchte der Saison genießen. Als ob das nicht genug wäre, gab es zum Nachmittagstee immer noch einen kleinen Snack – entweder selbst gebackene Kekse oder frittierte Bananen. Du merkst, das Essen war ein sehr wichtiger Bestandteil dieser Reise und oft haben wir die Stunden gezählt, bis es endlich wieder Abendessen gab. Das Kerala Hausboot wurde bei den Essenszeiten auch immer geankert, so dass auch keinem schlecht wurde.
Die Entdeckung der Langsamkeit
Seekrank wird in Kerala allerdings keiner. Es gibt auf den künstlich angelegten Kanälen durch die Reisfelder keine Wellen oder Winde, die das Boot zum Schaukeln bringen könnten (außer im Monsoon vielleicht). Das Boot bewegt sich so langsam, dass die Welt in Zeitlupe an dir vorbeizieht – wer sich hier nicht entspannt, dem ist auch nicht mehr zu helfen (Spoiler: auf unserem Boot gab es sogar Internet, wenn man es gar nicht mehr aushalten sollte).
Wenn du in der Gruppe reist, lohnt es sich, ein Kartenspiel mitzubringen. Es reicht allerdings auch schon, sich einfach zu entspannen, auf die Reisfelder zu schauen und das tägliche Leben der Menschen am Flussufer zu beobachten.
Reisfelder, Palmen und die kleine Dörfer Keralas
Die Reisfelder bewegten sich in der sanften Brise, die Sonnenstrahlen tanzten auf dem Wasser, die Vögeln sangen – für mich war Kerala ein echtes Paradies. Vom Boot aus kannst du wunderbare Fotos machen, Kindern zuwinken, Vögel, Fische, Affen und manchmal auch Schlangen beobachten. Wer noch kein Naturfreak ist, wird hier bestimmt zu einem! Die Sonnenuntergänge auf dem Wasser sind etwas ganz Besonderes und bieten jeden Abend ein prächtiges Farbenspiel.
Landexkursionen als Abwechslung
Die meisten Kerala Hausboottouren bieten auch mindestens eine Landexkursion an. In unserem Fall hieß das, dass wir uns einmal super leckeren Fisch direkt vom Fischmarkt kaufen konnten (den haben wir unserem Koch weitergegeben, der ihn dann mit Ingwer, Zitronengras, Kokosmilch und Chili im Bananenblatt gegart hat – YUMMY!). Wir besuchten auch eine katholische Kirche und hatten das Glück, dass gerade eine Hochzeit stattfand, so dass wir eine Menge wunderschöne Saris bestaunen konnten, die in allen Regenbogenfarben leuchteten.
Eine Tour mit dem Hausboot für 2-3 Tage lohnt sich in jedem Fall, auch wenn der Preis vielleicht am Anfang hoch erscheint – du kannst oft handeln. Danach bist du wirklich tiefenentspannt und kannst dich wieder auf das Abenteuer Indien einlassen!
Über die Autorin
Wenn sie nicht gerade beim Yoga ist oder mit der Moped kreuz und quer durch Indonesien fährt, findest du Lisa gerne am Meer – vorzugsweise mit einem Glas Rotwein in der Hand und Sand zwischen den Zehen. Seit sie 2009 das erste Mal nach Asien flog, verlor sie ihr Herz an die Region – mit einem einzigen Wermutstropfen: wenn es doch mehr gute Pizza hier gäbe! Folge ihren Reisen und ihrer Jagd auf Pizza bei Instagram: @lisa_asia
Warst du schon mal in Kerala? Hast du dort auch eine Tour mit dem Hausboot gemacht? Erzähle uns von deiner Kerala Hausboot-Tour in den Backwaters!
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Gast
Dies ist ein Gastartikel. Falls du Fragen oder Anregungen zum Thema hast, schreibe sie einfach in die Kommentare oder kontaktiere den Gastautor direkt auf seinem Blog.
Hi Lisa,
Hi Lisa,
vielen Dank für deinen tollen Artikel.
Es stimmt, Hausboot-Reise in den Backwaters von Kerala schon lange kein Geheimtipp mehr. Meine Empfehlung: Fahrt lieber in den Norden von Kerala, an die Malabarküste nahe der Grenze zum Bundesstaat Katarnaka. Hier findet der Reisende immer noch ein authentisches Stück Indien. Mit traditionellen Reiskähnen gelangt man in einen unberührten Teil Indiens, weitab der Touristenströme. Man ist allein unterwegs auf verschlungenen Kanälen, vorbei an üppigen Palmenhainen und Dörfern, wo sich das Leben wie seit Jahrhunderten entfaltet. Ich empfehle das Lotus Houseboat, ein unglaublich schönes Hausboot, auf dem der Reisende durch und durch verwöhnt wird (https://www.abchapriretreats.in/lotus-houseboat/).
Die Backwaters von Kerala auf einem eigenen Hausboot zu erkundschaften klingt für viele verlockend, allerdings hat die Realität leider nichts mehr mit der romantischen Vorstellung zu tun – diese Erfahrung haben wir im vergangen Jahr selbst erst gemacht!
Ein Hausboot reiht sich hier mittlerweile an das andere, einsam und ruhig ist hier selbst während der Nebensaison nichts mehr.
Wir haben uns vor Ort letztendlich gegen die Massen und für eine Unterkunft an Land an einem kleineren Kanal entschieden.
Dort haben wir eine Tour mit einem kleinen Holzkanu gebucht und sind um 5 Uhr morgens, also noch lange bevor die Hausboote ihre Motor anschmeißen, zum Sonnenaufgang aufgebrochen und anschließend durch traumhafte kleine Wasserstraßen gefahren, durch die die großen Boote gar nicht passen.
Unser persönliches Highlight der Backwaters 🙂