Schon die Reise nach Usedom mit dem Zug ab Berlin ist eine Lektion in dem Thema „langsam reisen“. Es gibt keinen ICE, noch nicht mal einen IC, sondern nur eine Regionalbahn, die langsam durch die Mecklenburg-Vorpommern’sche Landschaft tuckert. Vorbei an Röhricht und Schilf, blauen Seen, Rapsfelder und Pferdekoppeln, lässt du schnell das Berliner Großstadtleben hinter dir und erreichst Usedom nach etwa dreieinhalb Stunden gemütlicher Fahrt aus der Hauptstadt.

Der Zug aus Berlin (mit Umsteigen) bringt dich direkt zum Seebad Heringsdorf, einem der beliebtesten touristischen Orte in Usedom. Usedom hat drei sogenannte Kaiserbäder: Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck.

Tipps für Usedom – Kaiserbäder und Co.

Fliegende Möwen am Strand von Usedom

Die heißen so, weil der damalige Kaiser Wilhelm sehr viel Geld in den Ausbau dieser Küstenorte gesteckt hat. Heute sind sie die populärsten Orte in Usedom und ziehen besonders im Sommer Scharen von Touristen an. Sie zählen zu den wichtigsten Usedom Tipps. Kein Wunder: die weißen Sandstrände sind wunderbar breit und lang, so dass du sogar in Ferienzeiten noch genug Platz am Strand hast.

Fun fact: Unsere Freunde vom DWD (Deutschen Wetterdienst) haben herausgefunden, dass Usedom im Durchschnitt die meisten Sonnenstunden in Deutschland pro Jahr hat. Eine Tatsache, die mich zumindest sehr überrascht hat!


Anreise nach Usedom – Zug oder Auto?

In Heringsdorf angekommen, erreichst du vom Bahnhof eigentlich alles easy zu Fuß. Ferienwohnungen, Hotels, Pensionen, Supermärkte, Restaurants, den Strand – all das ist nur ca. 10 Minuten Fußweg vom Bahnhof entfernt. Du wirst aber merken, dass die meisten Reisenden trotzdem mit dem Auto kommen, um auf der Insel selbst mobiler zu sein. Einige fahren aber auch mit dem Zug und bringen ihre eigenen Fahrräder mit.

Wohnen in Usedom – Hotel oder Ferienwohnung?

Die meisten Familien mit Kindern wohnen in Ferienwohnungen. Die Hotels auf Usedom sind nicht sehr günstig und besonders in der Sommersaison werden die Preise richtig happig. Eine Ferienwohnung gibt dir die nötige Flexibilität und auch in der Hochsaison sind oft noch Ferienwohnungen in der „zweiten Reihe“, also nicht direkt am Strand, kurzfristig erhältlich. Viele Ferienwohnungen sind in wunderschönen historischen Villen untergebracht.

Eine der Ferienwohnungen in einer Villa zwischen Bansin und Heringsdorf, Usedom

Straße und Sonnenuntergang auf Usedom
Vor dem Strandhotel Ostseeblock in Heringsdorf

Badewanne für Berliner

Was tun auf Usedom? Was sind die Top-Aktivitäten auf Usedom? Im Sommer ist die Antwort (zumindest für mich) eigentlich klar: Beach, Baby, Beach! Wer allerdings an die milden, oft badewannenwarmen Meerestemperaturen Asiens gewöhnt ist, wird erschrecken: auch im Hochsommer ist das Wasser der Ostsee sehr… erfrischend! Wärmer als 17 Grad Wassertemperatur wird es auch im August nicht.

Strand auf Usedom mit Aussicht auf die Seebrücke Heringsdorf
Aussicht auf die Seebrücke Heringsdorf

Strand auf Usedom

Dafür hat Heringsdorf (und eigentlich alle Kaiserbäder) einen sehr sanft abfallenden Strand, der auch für Kinder sehr gut geeignet ist. Du kannst dir einen Strandkorb für 10 Euro/Tag mieten, ein Lübzer (das ist das lokale Bier) trinken und dir die Sonne auf den Bauch scheinen lassen. Es gibt jetzt sogar eine Leinwand über dem Wasser, eine Art Freiluftkino, wo du den Abend in einem Bean Bag beim Filmeschauen verbringen kannst. Dass den Rest des Tages Werbung läuft, stört für einige Besucher den relaxten Vibe des Strandes.

Freiluftkino am Strand während des Sonnenuntergangs auf Usedom
Freiluftkino am Strand während des Sonnenuntergangs

Seebrücken-Selfies

In jedem der drei Kaiserbäder gibt es eine Seebrücke. Für Landratten: Das ist ein Pier, also ein Steg, der ziemlich weit ins Wasser führt. Dort kannst du hervorragend auf und ab flanieren und dir den Sonnenuntergang anschauen.

Manchmal gehen auch von den Seebrücken Touren ab, d.h. du kannst dort auf ein Schiff steigen und eine Rundfahrt machen oder nach Polen fahren. Viele Schiffe erlauben auch die Fahrradmitnahme, somit kannst du eine Strecke mit dem Schiff und dann wieder mit dem Fahrrad zurückfahren.

Aussicht auf den Strand von Usedom von einer der Seebrücken

Steg zum Seebad Ahlbeck auf Usedom
Steg zum Seebad Ahlbeck

Frühling, Herbst und Winter

Auch in der sogenannten Nebensaison zieht es Besucher auf die Insel. Gerade im Herbst ist das Licht besonders reizvoll und du musst beim Strandspaziergang nicht Slalom um die überall aufgebauten Strandmuscheln laufen. Wie überall gilt natürlich, dass es in der Nebensaison wesentlich günstiger ist. Baden ist dann aber wirklich nur was für extrem Hartgesottene!

Kleines Boot am Strand von Usedom

Fahrradfahren geht aber eigentlich immer und die Insel, die naturgemäß ziemlich flach ist, lässt sich wunderbar damit erkunden. In den meisten Hotels bekommst du sehr detaillierte Infos zu Radwegen etc. und kannst auch Fahrräder leihen. Um z.B. die artenreiche Vogelwelt näher zu erkunden, wäre eine Reise in den ruhigeren Monaten, wie z.B. Oktober, sicher besser.

Fischbrötchen – every day, all day!

Deutsche Küche wird international nicht gerade als besonders raffiniert betrachtet, aber: das Fischbrötchen überzeugt mit Simplizität. Brötchen mit Fisch drauf. Manchmal noch ein Salatblatt. Die Geister scheiden sich an der Frage der Soße: Muss da überhaupt Soße drauf? Und wenn ja: Honig-Senf oder Mayonnaise? Gurke und Tomate? Butter? Egal, ob du Fischbrötchen-Purist oder ein eher aufgeschlossener Connaisseur bist: Das Wunderbare an Fischbrötchen ist, dass du sie wirklich zu jeder Tageszeit essen kannst: sie eignen sich hervorragend zum Frühstück, Mittag- und Abendessen!

Fischbrötchen auf Usedom

Bei einer einwöchigen Reise nach Usedom kannst du dich auch durch alle möglichen Fischbrötchen-Buden probieren. Mein Favorit ist Uwe’s Fischerhütte im Seebad Ahlbeck, ein relaxter Spaziergang von Heringsdorf entfernt. Du solltest auch unbedingt den Räucherfisch der Familie Harder in Bansin probieren, der extrem lecker ist.

Die braune Seite von Usedom

Leider sind in Usedom nicht alle willkommen. Wenn du eine Person mit dunkler Hautfarbe bist, kann ich dir nicht guten Gewissens raten, auf die Insel zu fahren. Wir als internationales Paar hatten leider mehr als eine Rassismus-Erfahrung machen müssen. Die Selbstverständlichkeit der Akzeptanz von vermeintlich Fremden, die in anderen Regionen Deutschlands gang und gäbe ist, ist in Usedom nicht vorhanden. Personen mit dunkler Hautfarbe werden auf Usedom nicht nur oft schief angeschaut, sondern auch mit rassistischen Kommentaren beschimpft.

Viele Einheimische fühlen sich abgehängt: die strukturschwache Region leidet unter Verlust von Arbeitsplätzen, Kurzarbeit und Schließungen. Hinter den Luxushotels und -villen am Strand liegen die Industrieanlagen brach und schließen die Krankenhäuser. Die Frustration zeigt sich bei den Wahlen: bei der Bundestagswahl 2016 ging jede dritte Stimme an die AFD – eines der besten Ergebnisse der Partei in ganz Deutschland. Um eine für alle attraktive Insel zu sein, die auch um internationale Gäste werben kann, muss Usedom ganz eindeutig dieses Problem in den Griff bekommen!

Flaches Wasser am Strand von Usedom


Über die Autorin

Gastautorin Lisa
Lisa

Wenn sie nicht gerade beim Yoga ist oder mit der Moped kreuz und quer durch Indonesien fährt, findest du Lisa gerne am Meer – vorzugsweise mit einem Glas Rotwein in der Hand und Sand zwischen den Zehen. Seit sie 2009 das erste Mal nach Asien flog, verlor sie ihr Herz an die Region – mit einem einzigen Wermutstropfen: wenn es doch mehr gute Pizza hier gäbe! Folge ihren Reisen und ihrer Jagd auf Pizza bei Instagram: @lisa_asia

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